Rahmenkonzeption

des Trägers für die pädagogische Arbeit der Kindertagesstätten

Die vom Träger erarbeitete fachlich-inhaltliche Konzeption versteht sich als Rahmenkonzeption für die Einrichtungen. Die darin enthaltenen pädagogischen Grundannahmen und Positionen zur Betreuung, Erziehung und Bildung von Kindern stellen den pädagogischen Rahmen dar für die jeweils spezifischen Kita-Konzeptionen. Die unterschiedlichen konzeptionellen Ausrichtungen bzw. Schwerpunktsetzungen der Einrichtungen (Konzeptionen nach Maria Montessori und Friedrich Fröbel, Kreativpädagogik sowie Schwerpunkte in den Bereichen Gesundheit und Bewegung, Umweltpädagogik und neue Medien) sind vom Träger ausdrücklich erwünscht und werden in der Weiterentwicklung unterstützt und gefördert. Alle Konzeptionen werden auf der Grundlage des Berliner Bildungsprogramms fortgeschrieben.

Pädagogische Grundannahmen:
Wir gehen von der Grundannahme aus, dass Kinder sich entsprechend ihrer je eigenen individuellen und soziokulturellen Bedingungen unterschiedlich entwickeln und gehen von einer grundsätzlichen Offenheit jeglicher Entwicklung aus. Das Vertrauen der Eltern bzw. enger Bezugspersonen des Kindes in seine individuellen Fähigkeiten und Möglichkeiten und in die Entfaltung seiner Potentiale, bildet die Grundlage für das pädagogische Handeln im Sinne einer entwicklungsunterstützenden Haltung. Die Wahrung der Würde des Kindes, die (Be-)Achtung seiner Gedanken und Gefühle und die Akzeptanz dessen, dass jedes Kind mit seinen individuellen Voraussetzungen und in seiner je eigenen Art Anspruch hat, sich angenommen zu fühlen, gehören zu den grundsätzlichen Erziehungsauffassungen des Trägers.

Bildung bedeutet Selbstbildung des Kindes. Die Entwicklungsbegleitung der Kinder durch die Erzieher*innen besteht daher in der Anregung und Unterstützung der Eigenaktivitäten des Kindes sowie darin, Orientierungshilfen und Impulse für die kindliche Entwicklung im Sinne von pädagogischen Angeboten zu geben.

Grundpositionen für die Einrichtungen:
Die Kindertagesstätten von urban kita gGmbH verstehen sich als Lern- und Lebensort für Kinder im Kleinkind- und Vorschulalter. Unsere Einrichtungen sind offen für alle Kinder. Unabhängig von ihrer kulturellen Herkunft und ihrer sozialen Situation werden Kinder mit und ohne Beeinträchtigungen oder Behinderungen aufgenommen und in einem entsprechend gestalteten Rahmen in ihrer körperlichen, geistigen und emotionalen Entwicklung begleitet und unterstützt. Die pädagogische Arbeit in unseren Einrichtungen richtet sich danach aus, was Kinder an Unterstützung brauchen, um grundlegende Kompetenzen für ihre Persönlichkeitsentwicklung und das Leben in der Gemeinschaft zu erwerben:

  • Kinder brauchen feste Bindungen und Beziehungen und authentische Vorbilder, die ihnen helfen, sich in ihren Handlungsmöglichkeiten zu orientieren.
  • Kinder sind auf Erwachsene angewiesen, die immer wieder die Aufgabe an sich selbst stellen, Kinder in ihren vielfältigen Ausdrucksformen zu verstehen.
  • Kinder brauchen umfangreiche Handlungs-(spiel-)räume, in denen sie reale und vor allem für sie selbst bedeutsame Erfahrungen machen können.
  • Kinder brauchen zur Verarbeitung ihrer Erfahrungen, Erlebnisse und Eindrücke ausreichend Zeit für die eigene Entfaltung im Spiel und Möglichkeiten sowohl zur Bewegung als auch zur Entspannung und Ruhe.

Es gehört zu den wesentlichen Aufgaben einer pädagogischen Fachkraft, jedem Kind Zuwendung und Geborgenheit zu vermitteln und in ihm die Neugier auf die Umwelt zu wecken und wach zu halten. Die Wahrnehmung und Berücksichtigung der Bedürfnisse, Interessen und Wünsche jedes einzelnen Kindes ist Grundlage für eine individuelle Entwicklungsbegleitung.

Strukturelle Bedingungen – Integration – Inklusion
In den Kindertageseinrichtungen von urban kita gGmbH können Kinder mit Beeinträchtigungen oder Behinderungen zusammen mit Kindern ohne Entwicklungseinschränkungen aufwachsen. In der Regel werden Kinder mit Entwicklungsbesonderheiten dafür in altersgemischten Integrationsgruppen betreut und gefördert. Voraussetzung ist eine positive innere Einstellung aller Erzieher*innen als auch die fachliche Kompetenz der in der Gruppe tätigen Fachkräfte. In Einzelfällen können pädagogische Fachkräfte, die Kinder mit besonderem Förderbedarf in ihrer Gruppe betreuen, auch gruppenübergreifend von einer Fachkraft mit Zusatzausbildung beraten und unterstützt werden. Die pädagogische Arbeit in den Integrationsgruppen zielt darauf, die
Teilhabe aller Kinder am Gruppenalltag zu ermöglichen. Die pädagogischen Fachkräfte unterstützen mit ihrem Verhalten die gegenseitige Achtung und Anerkennung unter den Kindern und helfen allen Kindern, insbesondere den Kindern mit Entwicklungseinschränkungen, ein positives Selbstbild zu entwickeln.

Die Kindertagesstätten von urban kita gGmbH arbeiten mit unterschiedlicher Gruppenstruktur. Die Einrichtungen können sowohl in altersgemischten als auch in altershomogenen Gruppen arbeiten. Dies hängt wesentlich von den Erfahrungen der pädagogischen Fachkräfte und der Leitung ab. Wir setzen jedoch voraus, dass besonders in der altershomogenen Organisationsform ausreichend Begegnungsmöglichkeiten für Kinder unterschiedlichen Alters nicht nur im Gartengelände, sondern auch innerhalb des Hauses geschaffen werden. Dies ist in Form von gruppenübergreifenden Angeboten oder durch gruppenübergreifende Nutzung verschiedener Räume möglich. Dabei können sich Kinder zusammenfinden, um zeitweilig gemeinsamen Interessen nachzugehen, wie z. B. zu bauen, werken, malen, basteln oder zu tanzen und zu musizieren.

Dem Zusammenleben mit Kindern aus anderen Herkunftskulturen wird im Kita-Alltag besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Die pädagogischen Fachkräfte sind darauf bedacht, dass sich Familien nichtdeutscher Herkunftsländer willkommen fühlen und beachten ihre jeweiligen kulturell bedingten Bedürfnisse. Sie begegnen fremdsprachigen Eltern und Kindern rücksichtsvoll und einfühlsam und nutzen die vielfältigen Lern- und Entwicklungschancen einer multikulturellen Kindergruppe für die pädagogische Arbeit.

Besondere Pädagogische Aufgaben:
Jedes Kind braucht Begleitung und Unterstützung dabei, sich mitzuteilen, Herausforderungen anzunehmen und Selbständigkeit zu entwickeln. Ebenso wichtig ist es, dass Kinder für das Leben in der Gemeinschaft Orientierung und Grenzen erfahren. Dazu gehört, die Bedürfnisse anderer zu respektieren, Konflikte gewaltfrei zu lösen sowie sich in die Gemeinschaft einzubringen und Verantwortung zu übernehmen. Mit zunehmendem Alter der Kinder werden die Regeln für das Zusammenleben in der Gruppe von der pädagogischen Fachkraft gemeinsam mit den Kindern entwickelt. Durch das pädagogische Handeln der Erzieher*innen leben und erfahren Kinder diese Regeln somit im Alltag und lernen dadurch, in Konfliktsituationen Lösungsstrategien zu entwickeln, wie z. B. Konflikte auf der sprachlichen Ebene zu lösen.

Im Alltag der Kindergruppe ist das zweckfreie und selbstbestimmte Spielen der Kinder mit selbst gewählten Spielpartnern von grundlegender Bedeutung. Kinder drücken sich in allen Formen des Spiels aus, verarbeiten eigene Erfahrungen und durchlaufen vielfältige Lernprozesse. Dafür wird den Kindern im Alltag ausreichend Zeit zur Verfügung gestellt. Wichtig ist auch, viele Gelegenheiten zu schaffen, die es Kindern ermöglichen, Beziehungen zur Natur aufzunehmen, zu vertiefen und dabei zu erfahren, dass Tiere und Pflanzen verletzliche Lebewesen sind, die der Pflege und des Schutzes bedürfen.

Ausgehend von der Wahrnehmung und Beobachtung der Bedürfnisse und Interessen der Kinder sowie vom Entwicklungsstand planen die Erzieher*innen im Gruppenalltag regelmäßig spezielle inhaltliche Angebote oder Projekte. Dafür sind die Bildungsbereiche Gesundheit, soziales und kulturelles Leben, Kommunikation (Sprachen, Medien, Schriftkultur), Kunst (Bildnerisches Gestalten, Musik, Theater), Mathematik sowie Natur, Umwelt und Technik von Bedeutung. Es geht dabei nicht um isolierte Angebote aus diesen Bereichen in der Art von Schulfächern, sondern um das Verständnis, dass der vielseitig gestaltete pädagogische Alltag, orientiert an den Bildungsbereichen, immer eine Vielfalt unterschiedlichster Lernerfahrungen bereithält.

Das Lernen ist im gesamten Vorschulalter immer mit eigenem Tun verbunden. Deshalb sind die Angebote eng verknüpft mit der Eigenaktivität des Kindes und der Möglichkeit zur Entfaltung seiner individuellen Potentiale. Dabei sind Neugier, das Interesse an einer bestimmten Sache sowie die Lust am Ausprobieren und Selbermachen eine starke Motivation, sich freiwillig auf Anforderungen einzulassen. Ebenso motivationsfördernd kann eine einfühlsame Begleitung durch pädagogische Fachkräfte sein. Jedes Kind hat aber auch das Recht, selbst zu bestimmen, ob und wie lange es sich auf eine Beschäftigung oder Anforderung einlassen kann.

Zusammenarbeit mit den Eltern:
Zu einer für das Kind förderlichen Entwicklungsbegleitung gehört eine vertrauensvolle und partnerschaftliche Zusammenarbeit mit den Eltern. Die Kindertagesstätten von urban kita gGmbH verstehen sich als familienunterstützend und –begleitend und stehen den Eltern jederzeit offen.

Für eine enge Abstimmung zwischen der Kita und den Familien gibt es vielfältige Wege der Kommunikation. Für den direkten Austausch von Informationen über tagesaktuelle Besonderheiten und Ereignisse werden tägliche Tür- und Angelgespräche genutzt. Darüber hinaus informieren die Erzieher*innen die Eltern regelmäßig schriftlich über Vorhaben in der Gruppe, dokumentieren Gruppenaktivitäten und führen Elternabende durch. Einmal jährlich finden Entwicklungsgespräche statt, in denen die pädagogischen Fachkräfte mit den Eltern im gegenseitigen Austausch über die Entwicklungsfortschritte des Kindes sowie über mögliche Maßnahmen zur Entwicklungsunterstützung sprechen.

Es ist erwünscht, dass Eltern durch Hospitationen in der Gruppe ihres Kindes – auch nach der Zeit der Eingewöhnung – Einblick in die pädagogische Arbeit erhalten und darüber hinaus in die Fortschreibung der hauseigenen Konzeption mit einbezogen werden. Familien anderer Herkunftskulturen, die Verständigungsschwierigkeiten haben, wird besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Sie erhalten gegebenenfalls die für sie wichtigen Informationen mit Hilfe eines Dolmetschers.

Familie und Kindertagesstätte sind unterschiedliche Lebensbereiche und der Übergang von der Familie in das Gruppenleben einer Kita ist für jedes Kind ein großer Schritt. Dafür sind eine behutsame Begleitung und ein enger Austausch zwischen Eltern und Erzieher*innen notwendig, um gegenseitiges Vertrauen aufzubauen, dem Kind und seinen Eltern eventuelle Ängste zu nehmen und den Start in das Kita-Leben mit seinen noch unbekannten Herausforderungen zu erleichtern.

Jede Kita hat hierfür einen Eingewöhnungsleitfaden entwickelt, der mit den Eltern im Vorfeld der Eingewöhnung besprochen wird. Eine sanfte Eingewöhnung gehört zu den Grundpositionen des Trägers, bei der dem Kind genügend Zeit gegeben wird, um die neue Umgebung kennen zu lernen und erste Kontakte mit den betreuenden pädagogischen Fachkräften und anderen Kindern zu knüpfen. Das bezieht sich sowohl auf die Jüngsten als auch auf Kinder bis zum Vorschulalter, die in der Eingewöhnungsphase noch die Anwesenheit einer vertrauten Bezugsperson benötigen. In der Zeit der Eingewöhnung ist eine pädagogische Fachkraft beständig für die Begleitung des Kindes und seiner Eltern verantwortlich. Sie beobachtet das Kind in seiner Befindlichkeit und seinem Verhalten und geht einfühlsam darauf ein, um so allmählich eine vertrauensvolle persönliche Bindung aufzubauen. Die Dauer der Eingewöhnungszeit, in der die Mutter oder der Vater das Kind im Gruppenalltag begleitet, kann individuell sehr unterschiedlich sein und wird in enger Abstimmung mit den Eltern festgelegt. Die Eingewöhnung ist abgeschlossen, wenn das Kind eine sichere Bindung zum/zur Erzieher*in aufgebaut hat.

Kinderschutz und Kinderrechte:
Kinder, die in Einrichtungen des Trägers urban kita gGmbH betreut werden, haben einen Anspruch auf Sicherheit und können den schützenden Rahmen durch geschulte Fachkräfte erwarten. Die Erzieherinnen und Erzieher kennen ihren gesetzlich verankerten Auftrag zum Schutz des Kindeswohls sowohl in der Einrichtung als auch im häuslichen Umfeld des Kindes. Anhand von klaren Handlungsleitfäden, durch Austausch im Team und kontinuierliche fachliche Beratung für die Teams und Leitungen unserer Einrichtungen können die pädagogischen Fachkräfte ihren Auftrag verantwortlich wahrnehmen.

Ein an den Grundrechten des Kindes orientiertes Verständnis des Kindeswohls schließt die Berücksichtigung des Kindeswillens ein. Jedes Kind wird als Träger individueller Rechte gesehen, die in der pädagogischen Arbeit ihren Ausdruck finden. Die pädagogischen Fachkräfte beachten dabei im Kita-Alltag das Selbstbestimmungsrecht des Kindes in Bezug auf seine Grundbedürfnisse und zum Schutz seiner persönlichen Integrität.

Jede Kita entwickelt für sich im Zusammenhang eines Beteiligungsverfahrens für Kinder auch Möglichkeiten der Beschwerde zur Sicherung der Rechte von Kindern, aber auch von Eltern und Mitarbeiter*innen. Dies bedeutet, dass eine Teamkultur gepflegt wird, in der konstruktive Kritik, eine Kultur des Nachfragendürfens in Verbindung mit Reflexion des pädagogischen Handelns, erwünscht ist.

Wir verstehen die Entwicklung von Beteiligungs- und Beschwerdeverfahren als eine Entwicklung im Prozess, die Raum und Zeit der Auseinandersetzung im Team braucht und die durch Fachberatung und Fortbildungen begleitet wird.

Stand: Juni 2017